Schluss-Etappe #37 - Machias - Calais „Ich habe es geschafft!“
82 km, 773 Hm, 3h 45min, 21,8 km/h, 2‘459 Cal, 3-9° Celsius, Wind E
Letzte Etappe des ECG (East-Coast-Greenway) von Miami/Florida nach Calais/Maine, 4‘600 km in 37 Etappen, Start am 12. März, Ziel am 27. April
Yeah! Ich habe es geschafft! Aus einer Schnapsidee wurde ein Traum, der Wirklichkeit wurde. Feiern konnte ich es bisher nur virtuell mit meinen Freunden, welche mir live gefolgt sind und am Zielort SMS geschickt haben - so cool! Ich danke allen, welche bei dieser Tour „mitgemacht“ haben. Aber nach einem kurzen Stopp geht‘s mit einem Supplement weiter…
Wie meine neue Wetterlieblings-App (Yahoo Weather Widget auf dem iPhone) voraussagte, regnete es am Morgen bis 10 Uhr. Nicht tragisch, da die Schlussetappe eine der kürzesten Etappen der Tour war. Weil das Nass in der Kühle nicht einfach verschwindet, zog ich „unten“ meine Regenklamotten an - oben reichte der Windstopper. Auf der gestrigen und heutigen Etappe kann man auf dem ECG zwei Varianten wählen:
Variante Gravel (dirt!), alles einer ehemaligen Bahntrasse entlang, wo noch vor Kurzem die Schneemobile durch gedonnert sind. Diese Passagen liess ich bis auf kurze Abschnitte aus, weil ich keine Lust hatte mit 15 km/h vorwärtszukommen….
Variante ‚paved‘ - Parallel zur ersten Variante verlief eine wenig befahrene, aber wellige Strasse, auf der man zügig vorankam. Jetzt ist man wirklich in der Pampa! Nicht einmal Tankstellen habe ich gesehen, wo ich gerne einen Kaffee getrunken hätte. Stattdessen befand ich mich alleine in einem Waldgebiet - es ging teilweise 15 km geradeaus, ohne einem Menschen zu begegnen. Trotzdem begegnete ich just an einer Kreuzung dem einzigen Radfahrer heute, und erst noch auf einem Gravel! Es war Cary, der mich noch ein paar Meilen begleitete. Zufälligerweise ist er sogar Warmshowers Gastgeber und bot mir eine Cabin an. Leider hatte ich in Calais bereits voraus gebucht - sonst hätte ich dieses Angebot sofort angenommen. Ich nutzte die Gelegenheit, Cary über die Routenmöglichkeiten hier oder in Kanada auszufragen. Auch er hat mir empfohlen, nach Vermont zu fahren, wo es aus seiner Sicht am schönsten sei. Letzten Sommer hat er eine Gravel-Bikepacking Tour gemacht - die sogenannte VTXL - https://bikepacking.com/routes/vtxl/. Das muss ich mir morgen noch genauer anschauen. Morgen sei den ganzen Tag über Schneeregen angesagt, meinte Cary….. Meine Idee, noch höher in den Norden zu fahren, wird immer unwahrscheinlicher. Aber wenn mir schon mehr als drei passionierte Radfahrer Vermont empfohlen haben, dann lohnt es sich, dies genauer zu prüfen!
Calais ist vergleichbar mit Rheinfelden bei uns: Die kanadische Stadt St. Stephen und die amerikanische Stadt Calais werden durch den St. Croix River getrennt, wo genau die Grenze verläuft. Calais zählt rund 3‘000 Einwohner, St. Stephen mit 4‘500 etwas mehr. Das Leben spielt sich an der Hauptstrasse ab, wo mein Motel und gleich gegenüber ein Pub lieg;-)
Dort feierte ich den East-Coast-Greenway bei einem feinen Dinner und dem obligaten IPA.
Wenn man an der Bar sitzt, so kommt man mit den Leuten einfach und unkompliziert ins Gespräch. Mein Gesprächspartner war John, einer jener Wanderarbeiter, der auch im Motel übernachtet. Er ist Elektriker und arbeitet für eine Firma gerade in Calais. Standesgemäss steht vor seinem Motelzimmer ein riesiger Pickup!
So, das wäre der erste Teil meines Trips gewesen! Morgen werde ich wegen des Schneetreibens eine Nacht länger hier bleiben und „brüte“ über den weiteren Verlauf nach! Danke allen Followern - dieser Blog macht auch mir riesigen Spass - es wird weitergehen!